Im folgenden ein Auszug aus dem bekannten Werk "Buch der Götter", daß von einem unbekannten Verfasser
stammt und das inzwischen als Abschrift in jeder ordentlichen Bibliothek vorhanden sein sollte. Das Original liegt meines Wissens nach in den
Tempeltürmen von Taris, nördlich von Talheim.
Ilenia wandelte wie ihr Bruder Asdaron am liebsten bei Nacht über die Welt, doch war ihr Blick stets in den Himmel über ihr gerichtet
und sie betrachtete die Sterne und genoß ihre sanften Strahlen. Um soviel Zeit wie möglich mit Algant, ihrem Gatten zu verbringen, baute ihr
Landir einen hohen Turm am Ufer des Meeres. Und wenn Algant am Strand saß und mit den Wellen sang, ertönte aus dem Turm eine sanfte Melodie,
wenn Ilenia ihn auf der Harfe begleitete.
Doch des Nachts, wenn Algant schlief, kletterte Ilenia hinauf zur Spitze ihres Turms und fragte sich, wofür die Sterne am Himmel eigentlich
stehen würden. Sie entschloß sich ihren Vater zu fragen:
"Vater, warum sind soviele Sterne am Himmel, daß ich sie nicht alle zählen kann?"
Darauf lachte der Namenlose und antwortete ihr:
"Nun... endlich fragt einer von euch. Wisset, daß jeder Stern an diesem Himmel für ein Leben steht und daß es mehr Leben gibt
als ihr zählen könnt.
Da dies Geheimnis nun offenbart wurde, sage ich euch, freut euch, denn meine jüngsten Kinder sind nun angekommen."
Mit ernst werdender Stimme fügte er hinzu:
"Doch im Gegensatz zu euch, erlischt ihr Stern nicht, wenn sie in Shandra'ar wandeln und sie werden altern und sterben. Und wenn sie sterben,
erlischt ihr Stern und sie werden deiner Schwester Silade zur Obhut übergeben, auf daß Silade über sie wacht, bis zu meiner
Entscheidung."
Da freuten sich die Götter und Ilenia am meisten, denn sie hatte dies Geheimnis gelüftet und seither ist es ihr ganzes Bestreben, Wissen zu
sammeln, neue Entdeckungen zu machen und diese mit ihren Brüderen und Schwestern zu teilen. Doch Silade teilte diese Freude nicht, denn sie alleine,
ausser dem Namenlosen, kannte die Zukunft.